Krälfe – Konserve / CD-Besprechung + Konzertreview: Berlin, Schokoladen, 28.04.2017

Hier heute mal Tonträger-Besprechung und Konzertreview in einem. Es geht um:

KRÄLFE aus Berlin. Minimal – Noise – Rock. Ein Duo hauptsächlich bestehend aus Schlagzeug und Bass. Zumindest bis vor kurzem, denn zu zweit sind Krälfe zwar geblieben, jedoch mischen sich nun auch Gesangparts von Cläre Caspar (Schlagzeug) dazu und Ralf Küster (Bass) nimmt nun hin und wieder auch die Gitarre zur Hand. Das ist eine Entwicklung der jetzigen Platte, die seit dem 05.05.2017 auf TUMBLEWEED RECORDS erschienen ist, einem Label, das zumindest ich, wie beim Aufstehen und Durchdeklinieren in der Schulklasse damals, wie aus dem FF mit Bands wie KLOTZS, AUßER ICH, GRAFZAHL, LAUTER BÄUMEN oder auch PECHSAFTHA assoziiere.

KRÄLFE jedenfalls haben ihr zweites Album nun „Konserve“ genannt und man möchte meinen, dass es bei einer Band, die sich so Titel wie „SE12“, „MCA66“ oder jetzt „FKH308“ ausdenkt, bis zum Konservierungsstoff E250 eigentlich nicht mehr weit war. Eine passende und amüsante Idee eigentlich, das mit der „Konserve“. Gerade weil live natürlich, wenn Cläre Caspar singt und Ralf Küster Gitarre spielt, der Rest vom Band laufen muss von einem eigens dafür selbst mitgebrachtem kleinem Gerät. Beides (das Singen wie das Laufenlassen vom Band) funktioniert, nunja, mal besser mal schlechter, wie ich zuletzt im Schokoladen am 28.04. in Berlin sehen und hören konnte. Aber dafür konnte die Band wohl weniger was. Spannend allerdings ist, dass die beiden mit der Aktion natürlich das einmal geprägte Bild einer Zwei-Personen-Band mit fester Rollenverteilung (Bass-Schlagzeug und instrumental) gezielt unterwandert und sich über die erwarteten Grenzen einfach mal eben hinwegsetzt. Sympathisch. Mal abwarten, wie sich das (auch live) weiter entwickelt.

Das Aufnahmeequipment hingegen für den Tonträger „Konserve“ bestand aus analoger Technik. Ich weiß nur nicht, wie gut das dem Hörergebnis (und meinem -erlebnis bei der erhaltenen CD) wirklich getan hat. Mir fehlt da manchmal der Wumps (auch beim Lauthören), den man live auf jeden Fall spürt. Aber: es ist erfrischend anders, denn zumeist bekommt man von diesen 2er-Kombos ja eher dieses total Sound-Wand-ige (auch auf Platte) um die Ohren geschlagen. Und sicher, irgendwo gehört das hier mit zum Konzept von KRÄLFE: Minimalismus und auch eine Spur Dilletantismus. Beim Konzert im Schokoladen, wie auf der Platte, werde ich aber leider nur langsam mit den Gesangparts bei einigen Stücken warm. Meine Begleitung und ich sprechen über Vergleiche zu bekannteren Stimmen. Mich erinnert’s entfernt etwas an SIOUXSIE AND THE BANSHEES. Mag stimmen oder nicht. Die Satzenden jedenfalls fliegen beim Singen immer nach oben hin weg. Das ermüdet nach gewisser Zeit etwas mein Gehör. Allerdings, auch wieder nicht schlecht: Das Live-Set war zweigeteilt. Erst vornehmlich ältere (und neuere?) Stücke – ließ sich nicht genau sagen, denn Ansagen wie „Jetzt kommt MCA66“ ließen mich eher rätselnd zurück, denn leicht merken lassen sich solche Liedtitel nicht. Hätte durchaus auf beiden Alben sein können. Die waren jedenfalls nur mit Schlagzeug-Bass und ohne Gesang, eingängig und durchaus mitreißend an einigen Stellen. Dann kam der Cut und es ging weiter mit Gesang-Gitarre live und dem Rest vom Band: aus der Konserve eben. Konzeptionell eine gute Idee eigentlich. Umkehrung. Merkt nur immer kaum jemand solche Arrangements.

Im Ganzen, live wie auf Platte, habe ich bei KRÄLFE den Eindruck zwei Künstler*innen vor mir zu haben, die sehr viel Spaß haben an dem, was sie leidenschaftlich gerne tun: Musik machen. Dem tut auch kein Abbruch, dass der ein oder andere Fehler (oder besser: bewusste Schlenker) wohl auch mal zum Konzept gehört. Streckenweise hat man das Gefühl einer wohl-sortierten Jam-Session zuzuhören, in der Pausen und Wechsel sehr gut abgesprochen sind, wodurch sich sehr viel Spannung aufbaut und blitzartig entlädt. Vor allem live überzeugt mich dabei die animierende und energetische Performance von Cläre Caspar am Schlagzeug. Am Bass ist es sicher das stete mal groovige, mal monoton mantra-artige sich abwechselnde Hämmern und Gleiten der Lines und dieses Sich-Darin-Versenken von Ralf Küster.

Generell wohl aber ein Designerstück, das man mögen muss. Ist zwar mit Akribie und von Hand selbstgemacht, trifft aber nicht jeden Geschmack. Bin schon gespannt auf das nächste Konzert. Schon, um zu sehen, wie das mit dem Teil aus der Konserve dann diesmal live klappt. Geht mehr auf Konzerte!

 

 
Details

 

Anspieltipps

  • „SWKD“
  • „Bct 24“

 



Dieser Beitrag wurde am von Benni veröffentlicht • Kategorie: Konzert Reviews, Tonträger Reviews • Tags:






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