Krimiromane laufen ja meistens nach dem selben Muster ab: Mord – Ermittlungen – Verschiedene falsche Verdächtigungen – richtige Spur – Verfolgung – Lösung. Die Kunst besteht also nicht darin einen Krimi zu schreiben sondern ihn interessant zu machen, Leonhard F. Seidl hat das mit Genagelt geschafft.
Die Handlung spielt sich im oberbayrischen Dorfen, übrigens auch Seidl’s Heimatstadt, wohin der Protagonist, Privatdetektiv Freddie Deichsler, nach einem Hilferuf eines alten Freundes fährt und diesen dann an ein Denkmal für den Protest gegen die Isentalautobahn genagelt findet. Während seiner Ermittlungen, die er, auch weil er selbst Hauptverdächtiger ist, unter Hochdruck betreibt, flieht er wieder und wieder vor der Polizei, blickt hinter die Fassade des provinziellen Idylls und stellt sich seiner Kindheit und Heimat.
Bis hierhin ist das ein ganz normaler Krimi, was Genagelt von anderen Genrevertretern abhebt ist die teilweise nur in Nebensätze verpackte, teils sehr scharfzüngige Kritik an provinziellem Kleingeist, gesamtgesellschaftlich verbreiteten Ressentiments und auch dem seit Jahrzehnten tobenden Konflikt um die Isentalautobahn.
Insgesamt ist Genagelt, trotz der teilweise etwas konstruiert wirkenden Handlung, ein empfehlenswerter, gut recherchierter Krimi.