Bevor die CD überhaupt läuft, wundere ich mich über den Waschzettel, der von einem Debut-Album spricht. Bei 6 Titeln in 23 Minuten finde ich den Terminus „Album“ etwas übertrieben, aber gut, meinetwegen. Als erstes erwartet mich ein Intro der verzichtbareren Sorte gefolgt von einem Song namens „To whom it may concern“ und da bin ich mir sicher: mich können die damit nicht meinen. Quietschige Hardrock-Gitarren, die ziemlich auf 70er-Jahre-Sound abgemischt sind, treffen auf grauenhaften Sprechgesang. Crossover war für mich schon immer eine heikle Sache, so richtig gut war diese Musikrichtung eigentlich nur auf der ersten Body Count Scheibe… Crossover taucht allerdings auch gar nicht in den Einflüssen auf, die die Band aufzählt. Ist das Lied vielleicht eher ein Versehen?
Weiter geht es mit „Eyes on the Sky“ mit einem klassischen Hardrock-Gitarrenriff, das in Ordnung gehen würde, wenn da nicht die hektischen Drums wären, die schon ein wenig nerven und dann auch noch dieser Gesang… irgendwo zwischen Emo-Geheule und dem Versuch, eine eingängige Melodie zu singen klingt das einfach nur grauenhaft, wenn Zeilen wie „Man-Child / Still in a cradle unable to rise / Always left unattended / and with our eyes on the sky we still fantasize“. Der Schmalz trieft hier förmlich aus den Lautsprechern und ich halte den Song beim besten Willen nicht bis zum Ende aus… Das folgende „Pocket Fister“ geht wohl als Standard-Hardrock durch… Akzente werden da aber irgendwie auch nicht so recht gesetzt.
Bei „Options“, dem vorletzten Lied blitzt dann doch mal durch, dass sie könnten, wenn sie denn wollten. Hier gibt es wirklich eine nette Gesangslinie und einen straighten Beat, da kommt dann fast so etwas wie Hörvergnügen auf; hätten sie eine einseitig bespielte Vinylsingle davon gemacht, fiele mein Gesamturteil sicher eher positiv aus.
Das abschließende Instrumentalstück „There’s a desert in central Europe“ ist dann auch eher nichts für mich, kann man aber hören; zumindest der Crossover-Auflug des ersten Songs bleibt einmalig. Im Booklet gibt es dann noch ein eher peinliches Bandfoto, das gut zum Gesamteindruck passt und fertig ist die Laube. „Dull days“ habe ich mit dem Tonträger zwar nicht verbracht, aber wem kann ich jetzt diese „dull 23 minutes“ meiner Lebenszeit in Rechnung stellen?
Anspieltipp
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Details
- Band: Cunning Mantrap
- Titel: Dull Days
- Label: Sonic Revolution
- Erscheinungsdatum: 16.06.2014