Eines kann man Der Wahnsinn keinesfalls vorwerfen: Dass sie nicht mit offenen Karten spielen würden. Schließlich bezeichnet sich die Band selbst als kapitalistisch-materialistisches Punkrock Duo. Klare Ansage. Dass das allerdings für bare Münze zu nehmen ist, darf stark bezweifelt werden. Die beiden Musiker, die als Vorbild Dr. Jekyll und Mr. Hyde anführen, nehmen sich selbst – und auch alles andere – so gar nicht ernst: „Das ist Musik von Gewinnern für Gewinner. Punkrock für die Habenseite. Der Wahnsinn ist überall und das kommt uns in Deutschland allen zu Gute.“ Bei den beiden Hamburgern scheint das Thema Bescheidenheit ganz oben auf der Agenda zu stehen. Aber gut, was soll man machen, wenn man zu den Typen gehört, bei denen die Hard- und Softskills einfach stimmen= Sich damit hinter dem Sofa verstecken? Keinesfalls!“ Das muss offen proklamiert werden – nicht, dass nicht irgendjemandem etwas vom eigenen Wirken und Schaffen entgeht.
Mit „Aus Liebe zum System“ stellt das Duo sein Debütalbum vor: 12 Studio-Tracks und 11 Live-Tracks nur gespielt mit Bass (ja, richtig gelesen, keine Gitarre) und Schlagzeug. Ergänzt werden die Werke durch Gesang. Das Ergebnis? Chaotisch, weil, verrückt und auf’s Wesentliche reduzierte Punkmusik mit viel Energie und Drive. Die Songs sind humorvoll, ironisch, sarkastisch und bissig und legen den Finger gekonnt in die ein oder andere politische und soziale Wunde.
Und auch die Lügenpresse bekommt ihr Fett weg: Denn Lügen sei erlaubt und Lügen glauben auch. Wenn Dir jemand glaubt, dann stimme das Falsche auch. Eh klar. Bestechende Logik. Mit Blick über den großen Teich zum vermeintlich starken Mann aber leider mehr als wahr.