„Eins-zwei-drei-vier“ stolpert sich der Gesang hinein in die Kaffeehausarrangements des ersten Songs „Teil deiner Liebe“, des schon seit Ewigkeiten existierenden Kölner Quartetts LAUTER BÄUMEN. Zwischen seichten Cymbals, sanftem Bass und gepflegter Schrammelgitarre kratzt Sänger Kolepke sich in Regionen, an denen man sich im Kaffeehaus nicht unbedingt kratzen sollte. Zwischen „Sympathischen Klötzchenrock“ und „Selbstreferenziellen Aufarbeitungs-Rock“ krakelt er sich durch einen naiven und traumatischen Alternative- bzw. Indiependentsound zwischen DINOSAUR JR. und Hamburger Schule.
Das Ganze klingt ziemlich sympathisch und frisch, weil es den Kampf gegen Erwartungshaltungen konsequent ablehnt und sich selbst genügt, ohne sich anzubiedern. Im Gegensatz dazu protzt das Format mit Vinylliebhaberqualitäten: „Ganz weit im Weiß“ erscheint nämlich als Doppel-7“, also Couch-Potato-untauglich bis ins Letzte, aber hübsch und aufwendig verpackt, mit Extra-Textheft und zwei einzelnen Covern. Wer sich aufrafft und alle paar Minuten zum Plattenspieler geht, belohnt sich mit feinen deutschsprachigen Indiesongs und einem ungeahnten Kalorienabbau. „Hans“ ist offensichtlich in seiner Krummheit der „Hit“ der Platte. Aber letztlich ist es so, dass bei mehrmaligen Durchhören der vier Songs, alle Lieder überzeugen.
Details
- Band: Lauter Bäumen
- Titel: Ganz weit im Weiß
- Label: staatsakt.de
- Erscheinungsdatum: 21. November 2014
- Mehr: facebook.com/LauterBaeumen
- Musik: soundcloud.com/lauterbaeumen