Klassischer Deutschpunk ganz weit aus dem Süden. Missstand (das mit den drei sss liest sich echt nervig) aus Klagenfurt (Österreich) veröffentlichen Album Nummer drei: I Can’t Relax In Hinterland.
Ich plädiere dafür, dass deutschsprachige Texte ab sofort zwingend mit österreichischem Einschlag zu singen sind. Das hört man bei Missstand zwar so gut wie gar nicht. Aber das gerollte R klingt verdammt sexy und nimmt jedem Punksong etwas von seiner rumpelhaftigen Härte und dem ranzigen Dilletantismus und sorgt stattdessen für Grazie und Eleganz.
Die dreizehn Stück auf „I Can’t Relax In Hinterland“ sind trotz ordentlicher Kanten allesamt äußerst eingängig und mitsingtauglich. Und auch ziemlich ohrwurmgefährdend. Endlich mal wieder ein Deutschpunk-Schmankerl. Die waren in den letzten Monaten und Jahren ziemlich rar gesät.
Das Trio hat sein Herz am rechten Fleck: Politische Themen treffen auf Probleme des täglichen Landlebens. Tristesse, Perspektivlosigkeit und konservative Normen in ländlichen Gebieten kommen dem ein oder anderen sicherlich bekannt vor. Gleichzeitig wird sich aber auch kritisch mit Antisemitismus, Polizeigewalt und Nationalismus auseinandergesetzt. Ohne dabei platt und aufgesetzt zu wirken. Auf „Konfrontation“ ist Thomas von Fahnenflucht als Gastsänger zu hören. Die Einstellung der Band, eine Null-Toleranz-Grenze gegenüber Rassismus, zieht sich wie ein roter Faden durch das komplette Album. Richtig so, in Zeiten eines politischen Rechtsrucks wichtiger denn je.
Anspieltipps
- Ich will kein Stück vom Kuchen, ich will die ganze Industrie
- Hinterland
- Keine Liebe für dein Scheissland
Details
- Band: Missstand
- Titel: I Can’t Relax In Hinterland
- Label: Aggressive Punk Produktionen
- Veröffentlichung: 1. September 2017