Es war Mord – Unter Kannibalen

„Es war Mord“. Punk. 5 Leute. Und auch bekannte dabei, denn es machen welche von „Vorkriegsjugend“, „Zerstörte Jugend“, „Jingo de Lunch“, „Kumpelbasis“, „Skeptiker“ oder etwa „Substantinopel“ mit. Dies hier ist die erste komplette LP und heißt „Unter Kannibalen“ (zuvor gab’s nur ein Tape mit ein paar Liedern, die z.T. auch jetzt auf der LP sind). Ganz frisch nun seit dem 23.06.2017 ist das alles draußen auf dem Label SOUNDS OF SUBTERRANIA!. Dazu gab’s die Record Release-Party im Supamolly in Berlin am selben Tag. Aufgenommen wurde die Platte beim Gitarristen Tom Schwoll im, na klar, 3mal darfste raten: Schaltraum Aufnahmestudio in Berlin. Sagen wir es vorneweg: der Bandname ist einfach und genial, dazu ein passender Albumtitel, gute und auch unbequeme Texte („Alle bilden sich eine Meinung / Ich will einen Papierkorb“) sowie spannendes und abwechslungsreiches Songwriting, das an Dir nagt und sich ins Hirn frisst. Top! Kann man absolut nicht meckern.

Dazu noch ein völlig abgefahrenes Covermotiv. Ein Holzschnitt des 2011 verstorbenen Künstlers Fritz Ebeling mit dem Titel „Es lebe das 21. Jahrhundert“, wie es der Promo-Beipackzettel für unabhängige Musikjournalist*innen sagt, oder „Der Krieg“ (von 1971), wie es das Booklet verrät. Aufklärung? Rätsel? Egal?

Auf jeden Fall klar: Die Platte funktioniert sowohl als Album als auch für sich genommen kann fast jedes Lied als Knaller herhalten. Jeder Liedtitel passt irgendwie zum Bandnamen und/oder Albumtitel, wodurch sich natürlich (wie passend) ein ROTER Faden beim Hören und wiederholten Hören einstellt. Blut, Politik, Mord. Das alles hat schon immer zusammengehört. Gut umgesetzt das alles. Punk-Profis. Bei manchen Texten erkennt man frühere Handschriften. Bei „Schlecht ist besser“ erinnere ich mich automatisch an einen „Substantinopel“-Song. Auch der Liedtitel „Substanbul“ erinnert natürlich daran. Tom Schwoll lässt grüßen. Besonders stark überzeugt mich die gesamte Mitte des Albums, also so Pi mal Daumen von „Die rosigen Gesichter“ bis „Hirn“. Das ist ein unheimlich guter Lauf an Liedern, der da passiert. Schmälert aber den Rest mit keinem Stück. Wie stark ist das Ende vom ersten Song „Gespenster“! Gänsehaut. Und auch ein starkes Album-Ende: „Irgendwann bist Du satt vom satt sein“ („Satt sein“).

Und wie soll man das Ganze nun beschreiben? — Es ist Punk. Und der ist am besten eigen. Genau das ist den Fünfen hier auch gelungen. Klar erkennt man hier und da den ein oder anderen gesanglichen Einfluss, hier und da die oder jene Gitarre. Liegt doch aber nur daran, dass wir alle so satt sind. Zuletzt: Spontane und angelesene (und auch zutreffende) Adjektive für „Es war Mord“ wären dann wohl: „düster“, „ungefällig“, überzeugend unpeinlich. Soll man da nach mehr verlangen? Sollen nicht doch trotzdem andere weitermachen und andere Platz machen? Soll man es sich sparen? Keine Ahnung. Warum denn diese Endlos-Diskussion? Es bleibt wohl dabei: Satt werden ist schwierig – in vielerlei Hinsicht. Rastlosigkeit ist menschlich und warum sollte es nicht auch so sein dürfen. Keine Grenzen. Diese LP hier riecht zumindest erstmal nach Relevantem. Also, ganz klare Rechnung: weitermachen.

 
Details

 
Anspieltipps

  • „Die rosigen Gesichter“
  • „Unterwegs“
  • „Freitag, der 13te“
  • „Nie wieder“

 
Und 2mal zum Gucken

 



Dieser Beitrag wurde am von Benni veröffentlicht • Kategorie: Tonträger Reviews • Tags:






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