Im Vergleich zur Vorgängerplatte „Aufstehn“ ist das aktuelle Werk „Kein Weg zu weit“ von Die Skeptiker vor allem eines: Nachdenklicher. Und auch ernster und reflektierter, das aber ohne die gewohnte Selbstironie zu verlieren. Warum so viel Ernsthaftigkeit? Sänger Eugen Balanskat erklärt die Hintergründe wie folgt:
„Die weltpolitische Großwetterlage ist ja zur Zeit nicht so, dass man von globaler Harmonie reden könnte. Im eigenen lande hat sich auch genügend Unangenehmes ereignet, im nicht gerade glückstaumelig durch die Gegend zu laufen. Jetzt ist nicht die Zeit zum Wegducken, wir müssen alle Stellung beziehen, auch ein A.H. ist durch Wahlen an die Macht gekommen – wehret den Anfängen!“
Aber trotz aller Sozialkritik und persönlicher Schicksalsschläge in den vergangenen Jahren, die Skeptiker haben ihren Sinn für Ironie, Humor und Sarkasmus nicht verloren. Als 1986 noch in der DDR gegründete Deutschpunk-Band, sind die Protagonisten wider Erwarten nicht mehr die Jüngsten. Deshalb macht der natürliche Alterungsprozess auch bei den Bandmitgliedern keine Ausnahme. Der Zahn der Zeit nagt an allem und jedem. Thematisch aufgearbeitet wird das sowohl im Opener „Entschuldigung“ als auch im „Schlussakkord“, dem letzten Stück auf der Scheibe.
Das Gesamtkonzept des Albums könnte man als Mahnmal an den Frieden bezeichnen. Die 70 Jahre Frieden in Europa sind ein hohes Gut, das es unbedingt zu schützen gilt. Die Skeptiker wollen dazu ihr übriges beitragen indem sie an unschöne Kapitel der Vergangenheit erinnern: „Gas 14/18“ und „1918“ erinnern an die verheerenden Auswirkungen des ersten Weltkrieges und „Berlin“, „Afrika“, „DaDa in Berlin“ sowie „Pierre und Luce“ erinnern an weitere wenig rühmliche historische Ereignisse.
Gleichzeitig verfügen die Musiker aber auch über Weitblick und ein gutes Gespür für aktuelle Geschehnisse: Die Monopolpositionen großer Firmen, die Stellung Deutschlands als großer Exporteur von sogenannten Kleinwaffen, die Durchsetzung von Geschäften in Krisenregionen – all das trägt zu einer Verschlimmerung der humanitären Lage in vielen Teilen der Welt bei. Auch das wird musikalisch verarbeitet: Das Titelstück „Kein Weg zu weit“ thematisiert Geschehnisse der Jahre 2015 bis 2017 und „Abgrund“ zeichnet eine düstere Endzeitvision.
Abgerundet und ergänzt wird das Album noch mit Songs in denen persönliche Schicksale aufgearbeitet werden. So im bereits erwähnten „Schlussakkord“, aber auch in „Immerfort“.
Fazit: Wütend, kritisch und nachdenklich-reflektiert. Dabei keine Sekunde langweilig oder altbacken.
Details
Band: Die Skeptiker
Titel: Kein Weg zu weit
Label: Destiny Records
Veröffentlichung: 26. Januar 2018