Getreu dem Motto „Nur nichts anbrennen lassen“ haben Illegale Farben nach weniger als 1 1⁄2 Jahren mit „Grau“ den Nachfolger ihres mit dem Bandnamen betitelten Debütalbums am Start. Gar nicht erst in die Gefahr begeben einzurosten und an Schwung zu verlieren. Die Band beschreibt das selbst zwar mit anderen Worten, aber die Truppe ist sehr produktiv und aktiv was das Schreiben neuer Songs angeht. Für Album Nummer #2 waren um die 20 Songs in der Auswahl, auf die Scheibe haben es letztendlich dann 12 Nummern geschafft.
„Grau“ ist dreierlei: Komplex. Sehr abwechslungsreich. Und spannend.
Musikalisch ist das einerseits harter, andererseits fast schon unterkühlter deutschsprachiger Punkrock mit New Wave Einflüssen und einer Prise 80ies Spirit. Gepresst, wütend, treibend, unruhig und zappelnd auf der einen Seite. Reduziert und zurückgenommen auf der anderen Seite. Nichts für was zum Runterkommen kurz vor’m ins Bett gehen. Eher im Gegenteil. Das rüttelt wach und regt an, oder auf. Aber es braucht auch Zeit zu wirken – mal eben kurz reinhören und vom Fleck weg begeistert ist zwar möglich. Aber die meisten Songs erschließen sich in ihrer Breite und Tiefe erst nach mehreren Hör-Durchgängen.
Sozial- und gesellschaftskritische Texte, die sich etwa mit der Problematik des Scheiterns befassen. Oder mit der widersprüchlichen Schizophrenie menschlichen Verhaltens. Warum werden Menschen erst mit offenen Armen empfangen (Stichwort: Willkommenskultur) um sie wenige Monate später zum Teufel zu wünschen? Muss kein Mensch verstehen. Und klar, das ist stark verallgemeindernd. Aber die offene Aufarbeitung derartiger Fragen ist trotzdem wichtig.
Anspieltipps
- Marsch Ins Verderben
- Was Passiert
- Kein Problem
Details
- Band: Illegale Farben
- Titel: Grau
- Label: Rookie Records
- Veröffentlichung: 13. Oktober 2017