Tomas Tulpe steht für mich auf einer Stufe mit Alexander Marcus und E-Aldi. Allesamt mehr oder weniger hochgeschätzte Musiker, die ich aber furchtbar finde. Schlager mit dumm-banalen Texten auf Ballermann-Niveau kann mich so gar nicht packen. „In der Kantine gab es Bohnen“, das neue Werk von Tomas Tulpe wird auch leider nicht deshalb besser weil es – anders als noch die beiden Vorgängeralben, die auf Frank Zanders Label „Zett Records“ veröffentlicht wurden – auf dem Berliner Punklabel Bakraufarfita Records erschienen ist.
Das in DIY Manier entstandene Eighties-Comedy-Rave-Album (laut Selbsteinschätzung) möchte natürlich keinesfalls bierernst genommen werden. Dass der König des schlechten Geschmacks, den er auch modisch äußerst gekonnt in allen Lebenslagen unter Beweis zu stellen weiß, Humor hat wird auch bei dem ein oder anderen Songtitel deutlich. „Ich war noch nie im Berghain“ – Bezug wird also auf DEN Berliner Elektroschuppen schlechthin genommen – verdeutlicht dies par Excellance. Denn jeder Elektrojünger der etwas auf sich hält muss schließlich mal im Berghain gewesen sein. Umso mehr wenn er selbst Vollblutmusiker ist.
Melodiegespür ist dem Interpreten der Elektrosongs nicht abzusprechen. Ich wäre fast geneigt dem ein oder anderen Song Hitpotential zu bescheinigen. Wäre es ein bisschen weniger schräg, ein bisschen mehr besser und ein bisschen mehr mit Niveau und ein bisschen weniger trashig und ich deutlich betrunkener (sieben plus Biere) – ich könnte mich fast dafür begeistern. Aber dann wäre Tomas Tulpe ja auch nicht mehr Tomas Tulpe. Oder ich nicht mehr ich.
Details
- Band: Tomas Tulpe
- Titel: In der Kantine gab es Bohnen
- Label: Bakraufarfita Records
- Veröffentlichung: 29. September 2017