The Hirsch Effekt aus Hannover machen Artcore. Es ist eine Mischung aus Metal, Hardcore, Crust, Screamo, Post-Rock, Indie, Pop und klassischer Musik; verpackt in komplizierten und komplexen Songsrtukturen. Schon mit ihrem ersten Album Holon : Hiberno (2010) lieferten sie einen Meilenstein des Indie-Metals ab, den sie mit Holon : Anamnesis (2012) noch übertrafen. Mit dem dritten Album Holon : Agnosie (2015) gaben sie ihrer “Holon-Trilogie” ein grandioses Ende. Mit Eskapist beginnt also eine neue Geschichte. Das Release-Datum ist für den 18.08.2017 festgelegt, doch am 23. Juni haben sie bereits “Lifnej”, die erste Single und damit auch den Opener zur neuen Platte mit Musikvideo veröffentlicht. Dass es sich hier um The Hirsch Effekt handelt, ist schnell klar. Ihrem Stil sind sie treu geblieben, aber sie haben sich dennoch entwickelt.
Das Video beginnt mit einem leisen Piano-Intro. Ein Junges Paar fährt mit einem VW-Camper durch die Gegend. Die Reise geht durch Ortschaften, über Autobahnen und Küstenstraßen. Man verspürt Ruhe und Sanftmütigkeit. Dann verstummt das Piano und macht Platz für drei tobende Artcore-Musiker. Der Anfang des eigentlichen Songs ist wirklich äußerst brutal. Ich denke hierbei an Songs wie Agnosie, Ira oder Dysgeusie. Die beruhigte Stimmung des Paares hat nun umgeschlagen in einen gewalttätigen Kampf in einem von der dunklen Nacht umhüllten Wald. Sie schubsen sich gegen Bäume, schnüren sich die Luft ab und schlagen sich ins Gesicht, während die Band einen der härtesten Songs der Bandgeschichte darbietet. Als der Refrain einsetzt, ändert sich die Szenerie. Die Protagonisten sitzen sich friedlich gegenüber. Sie sind ganz offensichtlich glücklich. Das Video, eigentlich eher ein Kurzfilm, zeigt perfekt abgestimmt zum Lied die emotionalen Höhen und Tiefen einer Beziehung (der Kampf ist dabei wohl nicht ganz so direkt, sondern eher als Metapher für einen Streit anzusehen). The Hirsch Effekt sind ja für Texte über zerbrechende/zerbrochene Beziehungen bekannt. Die Frau ist jetzt nur noch allein zu sehen. Sie fährt zum Strand und verstreut Asche aus einer Urne. Ist der Protagonist jetzt tot? Oder ist das nur wieder eine Metapher für das Ende der Beziehung? Mit dem Songtext konnte ich auch noch nicht allzu viel anfangen. Ich schätze, dass die Ganze Situation etwas klarer wird, wenn man das ganze Album kennt. Ich möchte jetzt, da ich ja erst einen Song kenne, auch noch nicht zu viel reininterpretieren. Nach dem brutalen Anfang wird es teilweise sehr atmosphärisch. Auch Zweitstimmen sind wieder sehr gut eingesetzt und die Instrumentalisierung ist wie immer unglaublich. Die drei Hirsche beherrschen ihre Instrumente voll und ganz. Sie spielen Melodien und Rhythmen, die eigentlich kaum spielbar wirken.
Ich bin auf keine Platte für 2017 so gespannt wie auf “Eskapist”. Die Single “Lifnej” – vor allem mit dem Video zusammen – ist einfach nur atemberaubend und das schürt die Spannung nur noch mehr an.
One Response to The Hirsch Effekt – Lifnej (Single und Video)