Gareth Jones, geboren 1954 in Warrington, Lancashire, ist eine Legende unter den Musikproduzenten und Mixern. Er arbeitet mit so bedeutenden Künstlern wie Erasure, Depeche Mode, Einstürzende Neubauten, Interpol, Grizzly Bear, Mogwai oder Nick Cave. In Interviews wird er zumeist nach den technischen Details einer Produktion gefragt. Doch wenn ein Produzent mit einer Band Wochen in einem Studio verbringt, um Kunst zu erschaffen, spielt nicht nur die Technik eine Rolle. Dieses Interview beschäftigt sich daher mit der menschlichen Seite der Plattenproduktion und mit der Person hinter den Reglern.
Gareth Jones’ Leidenschaft für die Musik begann schon in jungen Jahren. Er spielte verschiedene Instrumente – u.a. Trompete, Cello und Klavier –, doch noch mehr als selbst zu musizieren, interessierte ihn der Sound an sich sowie die technische Umsetzung. Schon als Schüler beschäftigte er sich mit dem Bearbeiten von Tonaufnahmen und dem Kreieren von Soundeffekten. Der Beruf des Toningenieurs lag nahe. Da er zunächst jedoch keinen Job in einem Studio fand, bearbeitete er eine Zeit lang Sprachaufnahmen bei der BBC. Doch der Wunsch, mit Musikern zu arbeiten und Platten aufzunehmen, blieb bestehen. Mike Finesilver war es schließlich, der ihm einen Job als Toningenieur in den Pathway Studios in Stoke Newington anbot. Dies war im Jahr 1978.
Im Skype-Interview traf ich einen entspannten Gareth Jones an, den auch die gelegentlichen technischen Pannen nicht aus der Ruhe bringen konnten.
Im Laufe deiner über 30-jährigen Karriere hast du mit den unterschiedlichsten Bands und Künstlern aus den verschiedensten Genres gearbeitet. Ist das Arbeiten mit all diesen Bands jedes Mal anders oder gibt es auch Elemente, die sich immer wiederholen?
„Es gibt in der Tat Dinge, die immer gleich sind. Das hat hauptsächlich mit dem Zeitplan und dem Budget zu tun. Die Platte, der Mix muss rechtzeitig fertig werden, weil alles im Vorfeld geplant wird. Die Plattenfirma macht Druck, die Manager, die Band, das Budget muss eingehalten werden – diese praktischen, grundlegenden Dinge sind tatsächlich immer gleich. Dann gibt es noch so Stereotypen. Es gibt Künstler, die immer größer als das Leben sein müssen, mit großen Visionen und Ideen. Manchmal ist das großartig, aber manchmal auch sehr schwierig. Dann gibt es die Künstler, die ganz versessen auf die kleinen Details sind. Für mich sind diese Details auch sehr wichtig, aber ich versuche immer, zuerst das große Ganze zu erfassen, ehe ich mich um die Details kümmere. Diese Stereotypen wiederholen sich, manche Leute haben den Kopf in den Wolken, manche sind extrovertiert, einige eben detailversessen, andere sind schüchtern und introvertiert – all diesen Mustern begegnet man mehrfach im Leben. Aber letztlich ist dann doch jedes Projekt anders. Das ist es, was mir an meiner Arbeit Spaß macht. Manches wiederholt sich eben, so, wie wir ja auch jeden Tag essen, schlafen und Liebe erfahren, aber am Ende ist es doch immer unterschiedlich.“
Magst du die Musik, die du produzierst, eigentlich immer? Gibt es Musikstile, die du nie produzieren würdest, weil du sie einfach nicht magst?
„Ich hatte das Glück, dass ich die Musik, die ich produziert habe, bisher immer mochte. Ich produziere ja nun schon seit 30 Jahren Platten, die eine mochte ich mehr, die andere weniger. Aber grundsätzlich mag ich sehr viele verschiedene Genres. Ich höre auch privat sehr viel unterschiedliche Musik. Und ich liebe diese Unterschiede auch sehr, in den Harmonien, in den Rhythmen, im Sound, in den Texten. In fast jedem Musikstil gibt es etwas, das ich mag. Privat höre ich viel klassische Musik und viel Jazz, etwas, womit ich auf professioneller Ebene gar nicht arbeite. Aber ich habe grundsätzlich Freude an jeder Form von Musik. Daher macht es mir auch Spaß, mit den verschiedensten Genres zu arbeiten, angefangen bei akustischen Platten wie zum Beispiel die von Josh T Pearson (Last Of The Country Gentlemen, 2011 – Anm. d. A.) bis hin zu einer reinen elektronischen Platte wie Construction Time Again (Depeche Mode, 1983 – Anm. d. A.). Das ist sehr unterschiedliche Musik, aber es sind wundervolle Leute, mit denen ich an dieser Musik gearbeitet habe, und die einen wichtigen Teil meines Lebens ausmachen. Was mir wohl nicht gefallen würde, wäre, wenn die Texte von Hass und Gewalt erfüllt wären. Damit würde ich mich nicht wohlfühlen. Also, wenn die Botschaft der Musik etwas Unerfreuliches wäre, Rassismus, Sexismus, etwas Illegales. Ich komme so ein wenig aus der Hippie-Tradition, da geht es eher um Liebe, um etwas Positives. Bisher wurde mir auch noch nie angeboten, an Musik zu arbeiten, die eine Hassbotschaft in sich trägt. Das ist mir in meinem Leben bisher noch nicht passiert und das brauche ich auch nicht. Ich bin ein sehr glücklicher Mensch. Mit einer negativen musikalischen Botschaft kann ich nichts anfangen.“