Gareth Jones: Die menschliche Seite der Plattenproduktion

Gareth Jones am Mischpult

Mitte der 1990er Jahre zog Gareth Jones zurück nach London und nahm u.a. in so berühmten Studios wie Abbey Road, The Strongroom, Mayfair und Olympic auf. Heute arbeitet er neben den bekannten Bands gern mit jungen, noch unbekannten Künstlern und versucht, ihnen bei ihrem Durchbruch zu helfen.

Wie entdeckst du diese jungen Bands, bzw. wie kommt ihr in Kontakt?

„Einige Bands nehmen Kontakt zu mir auf, weil sie eine Platte mögen, die ich in der Vergangenheit produziert oder abgemischt habe, oder weil sie einen Künstler mögen, mit dem ich zusammengearbeitet habe. Dies ist tatsächlich der häufigste Grund. Manchmal ist es auch die Plattenfirma, die mich kontaktiert.“

Sprichst du niemals von dir aus Bands an, mit denen du gern arbeiten würdest?

„Doch, das kommt auch vor. 2010 habe ich das Album von Josh T Pearson abgemischt, und da war es tatsächlich so, dass ich, als ich von dem Projekt hörte, zu der Plattenfirma gegangen bin und gesagt habe, dass ich gern daran beteiligt wäre. Aber für gewöhnlich sprechen die Bands oder deren Plattenfirmen oder Manager mich an.“

Polly Scattergood (Album „Polly Scattergood“, 2009, sowie zusätzliche Produktionen) ist noch ein Beispiel für eine junge Künstlerin, mit der du bereits gearbeitet hast, als sie ihre Karriere gerade erst begann. Sie scheint sehr fokussiert zu sein auf das, was sie macht und was sie will. Wie versuchst du, solche jungen Künstler zu beeinflussen, oder versuchst du, sie überhaupt nicht zu beeinflussen, damit sie in der Lage sind, ihren eigenen, individuellen Stil zu finden?

„Polly war ein weiteres Projekt, mit dem ich in einem sehr frühen Stadium in Kontakt gekommen bin. Ich wurde von der Plattenfirma gefragt, beim Abmischen zu helfen. Wenn ich mich recht erinnere, wurde ich zunächst nur gefragt, ob ich bei einigen Gesangsaufnahmen helfen könnte, und dann wurde ich immer stärker in das Projekt eingebunden. Ich bin stets offen für die Visionen, die die Künstler haben, versuche, ihre Visionen zu verstehen und ihnen dabei zu helfen, die richtige Richtung einzuschlagen, um diese Visionen realisieren zu können. Ich gehöre nicht zu der Sorte Produzent, der versucht, ein Projekt zu seinem eigenen zu machen. Das entspricht auch nicht meinen Fähigkeiten, meinem Talent. Mich interessiert in erster Linie, was die Künstler möchten, und dann versuche ich, ihnen, so gut ich es vermag, dabei zu helfen, ihre Ziele zu erreichen. Ich finde die Künstler, mit denen ich arbeite, sehr inspirierend. Mit den Jahren habe ich gelernt, ihnen genau zu zuhören und herauszufinden …“

Was sie wollen?

„Ja, aber noch viel mehr, was sie bereit sind, auszuprobieren. Unsere Arbeit besteht größtenteils darin, etwas Neues zu finden. Also müssen wir experimentieren. Wir müssen Dinge ausprobieren. Manchmal geht es im Vorfeld um total verrückte Ideen, von denen man denkt: Das wird niemals funktionieren! Aber dann probiert man es aus und manchmal funktioniert es ganz hervorragend.“

Derzeit arbeitest du an Tracks für die norwegische Band Young Dreams. Diese Band hat eine ungewöhnliche hohe Anzahl von Mitgliedern, und ihr Sound ist sehr komplex. Kannst du uns mehr über diese Band und das aktuelle Projekt erzählen?

„Sie haben in der Tat einen sehr komplexen Sound, und ich denke, dies war auch der Grund, warum sie mich gefragt haben, ob ich mit ihnen arbeiten kann, ob ich das Album für sie abmischen kann. Es ist ihnen gelungen, wundervolle Songs aufzunehmen, aber der erste Song, den ich abgemischt habe, bestand aus 120 Tracks! Es ist Teil des Jobs für dieses Projekt, dabei zu helfen, diese Masse an Material, das für jeden Song aufgenommen wurde, zu sortieren. Im Moment ist die Band in London. Auf der Bühne sind es sieben Leute. (Auf der Bandseite werden insgesamt 12 Mitglieder aufgeführt, von denen sich eben sieben auf Tournee befinden. – Anm. d. A.) Ich sah sie Dienstagabend, und ich werde sie heute Abend noch einmal treffen. (Das Interview fand am Donnerstag, 23.02.2012, statt. – Anm. d. A.) Wir haben einen guten Weg erarbeitet, wie wir das Album abmischen werden. Wir werden es zunächst hier in meinem Midistudio in London abmischen, dann werden wir für jeden einzelnen Song das aufnehmen, was wir Submixes nennen. Anschließend gehen wir nach Bergen, in Norwegen, wo sie leben, so etwa eine Woche, um dort den Endmix vorzunehmen. Da geht es dann um die kleinen Details.“

Wann wird das Album denn erscheinen?

„Ich denke so in etwa in drei Monaten.“

Es ist wirklich eine sehr interessante Band und ein spannendes Projekt, von dem her zu urteilen, was ich gehört habe (facebook.com/youngdreamsband, soundcloud.com/youngdreams).

„Das denke ich auch. Ich mag dieses Weite, Große in ihrem Sound. Es sind auch sehr schöne Melodien und der erste Song, den ich abgemischt habe, hat einen sehr interessanten Text. Es ist sehr ambitioniert.“

 

Young Dreams - Young Dreams



Dieser Beitrag wurde am von Lilian veröffentlicht • Kategorie: Interviews • Tags: , , , , , , ,






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