Man muss das TRUST als Gesamtkunstwerk sehen! Kein Schnick-Schnack, keine Coverfressen, keine Lückenfüller, sondern: die Lücke ist Konzept. Die Nr. 173 fällt sofort positiv ins Auge, kommt sie doch mit einem s/w-Artwork daher, das in seiner Reduktion auf das Nötigste das Selbstverständnis der Macher grafisch umsetzt. Hierdurch erhalten z.B. die gedruckten Fotos einen kolossal anderen Stellenwert als in anderen Fanzines oder Magazinen. Weil es nämlich auch nicht die üblichen offiziellen Bandfotos sind, sondern v.a. Konzertfotos, oder z.B. die „Shot in 5 Minutes“-Serie in der Heftmitte.
Dennoch bleibt das Herzstück natürlich das geschriebene Wort und da trumpft das TRUST mal wieder auf: Schippys zweiter Teil des Insidertourtagebuchs über die SLEAFORD MODS ist einfach mega interessant, u.a. weil hier der Übergang von privaten Pennplätzen zu Hotels beschrieben wird: „Einzelzimmer!“. Claas Reiners hat allen Mut zusammen genommen und ADAM ANGST interviewt. Deren Mastermind Felix Schönfuss entpuppt sich dann allerdings als weniger angsteinflößend als befürchtet und gibt ausführlich Auskunft zum Image seiner Person und den Texten des Debütalbums. Jan Röhlk kramt ausführlich in seiner eigenen Biografie rum und interviewt auf sieben Seiten Timo vom KAW Leverkusen. Sabrina Schramme interviewt AHTEHHA, die aus der Asche von WILLY FOG entstanden sind: es geht um Pöbeljazz in der Dortmunder Nordstadt und macht neugierig auf die Musik.
In ihrer Ausführlichkeit und Länge erhalten die Interviewpartner einen wirklich großen Raum, sich und ihre Sache zu erklären und darzustellen. Eingerahmt wird das Ganze von Kolumnen, Reviews und Konzertterminen. Kann man mal abonnieren!
Details: Trust Nr. 173, August/September 2015, 68 Seiten, 3€