Im Gespräch: KMPFSPRT

Im August haben wir Dennis, seines Zeichens Bassist der Kölner Punkrocker KMPFSPRT, in Nürnberg vors Micro bekommen, wo die Truppe im Hirsch zusammen mit Start a Fire, FJORT, GWLT und auch Marathonmann gespielt hat. Wir haben mit Dennis über Punkrock, das Leben der Gerneration Ü30 und natürlich über KMPFSPRT gesprochen.

Erzähl doch mal ein bisschen über KMPFSPRT!
Das Ganze ist eigentlich mehr oder weniger aus ner Schnapsidee entstanden, wir haben ja alle vorhin in Bands gespielt, die sich dann relativ zeitgleich aufgelöst haben. Wir hatten dann Lust etwas zusammen zu machen, es war eigentlich nicht mal geplant groß zu Touren oder so viel zu machen wie wir jetzt tatsächlich machen sondern wir hatten halt einfach Lust zusammen Musik zu machen. Man geht halt mit Anfang/Mitte 30 mit nem anderen Ansatz an ne Band ran als während dem Studium oder der Schulzeit. Wir haben auch ganz andere Prioritäten, zwei sind verheiratet, einer ist Vater, das ist ja normalerweise eher die Zeit zu der Menschen aufhören in Bands zu spielen und wir hatten halt einfach Bock noch ein bisschen zu machen und dadurch wie das angenommen wird ist das halt auch gewachsen, wir sind ja Momentan doch viel unterwegs.

Wo habt ihr dann davor gespielt?
Unser Schlagzeuger Max war bis 2008/09 bei Days in Grief, die ja auch recht viel unterwegs waren, Richard, unser Sänger, und ich waren bei Fire in the Attic, und haben da glaube ich auch 4-5 Alben gemacht und 350-400 Konzerte gemacht. David, unser Gitarrist, war Mitte/Ende der 90er viel in Bands unterwegs, einmal bei Insurrection, das war ne Metalcore Band, lustigerweise bevor es Metalcore so wirklich gab, und danach in so ner Mitt-90er Emoband, da sind sie sogar mit The Get Up Kids getourt als die noch kleiner waren. Dem ist es glaube ich auch geschuldet, dass wir auch aus dem nichts schon so viel Erfolg haben, es ist halt einfach nicht unsere erste Band war. Oft kommt die Frage wie das denn kam, erste EP und dann direkt Touren, Label, mit Booker und allem, aus dem Nichts. Das stimmt halt nicht, wir machen halt seit 20 Jahren schon Musik, nur nicht als KMPFSPRT

„Das ist doch kein Name für ne Band!“ – Wie kamt ihr zu dem Albumtitel?
Das ist tatsächlich ein Helge Schneider Zitat. Wenn man auf Tour ist und dann so oft mal 8 Stunden im Auto sitzt hat man halt einfach irgendwann alle Platten gehört und es hat sich bei uns eingebürgert irgendwelchen Bullshit zu hören, sehr gerne die alten Helge Schneider Hörspiele aus den 70ern. Das Zitat ist glaube ich aus Telefonmann, da hat eben jemand ne Katze, die Orang-Utan-Klaus heißt und er bekommt halt dann die Antwort „ Das ist doch kein Name für ne Katze!“ Zuerst sollte die EP auch „Das ist doch kein Name für ne Katze!“ heißen aber wir haben sie dann doch so genannt weil das irgendwie passte, KMPFSPRT, ohne Vokale, dadurch haben wir auch ein bisschen den Wind aus den Segeln genommen, wir nehmen uns halt auch nicht so ernst.

Wie seid ihr überhaupt zu dem Namen gekommen?
Das ist auch ne lange Geschichte. Wir haben da recht lange überlegt, auch weil lange nicht klar war ob die Texte Deutsch oder Englisch werden weil niemand von uns vorher Deutsch getextet hat, wir haben das dann halt mal probiert und es hat ja offensichtlich auch funktioniert. Dann musste auch ein Deutschpunkiger Name her, wir haben deswegen auch lange diskutiert, ich war ehrlich gesagt auch lange gegen den Namen, mittlerweile kann ich mich auch damit identifizieren. Am Anfang war das für mich so ein leerer Begriff und durch die Platten und Songs, die wir gemacht haben füllte der sich für mich mit Bedeutung und jetzt steh ich auch dahinter.

Wie ist euere erste LP Jugend Mutiert bisher angenommen worden?
Die Reaktionen die wir bisher bekommen haben waren durchweg positiv. Die Kritiken von „professioneller“ Seite waren schonmal durchweg gut, was uns natürlich freut. Gerade in dem Bereich Punkrock sind die Leute die Fanzines schreiben und Blogs machen ja auch „Fans“. Ich nehm auch gerne Kritik an. Sehr witzig ist es auch wenn Leute Sachen auf der Platte loben, die wir eigentlich nicht so gut fanden. Zum Beispiel haben wir vor ein Paar Tagen Ingo von den Donots getroffen, den wir auch schon seit Ewigkeiten kennen. Auf jeden Fall hat er gemeint, dass er einen Refrain, mit dem wir eigentlich nicht wirklich zufrieden waren und bis zuletzt versucht haben da was anderes zu finden total super findet und sowas kommt halt von vielen Leuten. Auch die Verkaufszahlen sind echt super, das ist jetzt für uns kein Anreiz Musik zu machen aber es ist einfach auch eine Form von Anerkennung.

Wieso gründet man in den 2010ern noch eine Punkrockband?
Wahrscheinlich weil man Mitte 30 ist und Lust hat die Musik zu machen mit der man aufgewachsen ist. Tatsächlich sind einige Leute auf uns zugekommen, die gesagt haben ihr seid alle Anfang/Mitte 30 und dass ihr noch schnelle Songs spielt wenn andere langsamer werden oder die Akustikgitarre auspacken. Wir sind auch einfach auf Die Bands zurückgekommen mit denen wir aufgewachsen sind und das sind eigentlich auch die Bands auf die wir 4 uns einigen können. Ich mein als ich 16/17 war war ich riesen NoFX und Lagwagon Fan, eigentlich die ganzen Fatwreck und Epitaph Sachen von damals und das ist halt genau das was wir machen wollen.

Habt ihr eine lustige Tourgeschichte für mich?
Oh Gott! Es kommt darauf an, wir haben sehr viele Insidersachen, die für außenstehende halt nicht lustig sind. Wir haben zum Beispiel eine Obsession für Kniffel, das Spiel, und haben teilweise dann schon die 8 Stunden Fahrt nach Berlin durchgekniffelt, dieser Wahnsinn hat seine Blüten so weit getrieben, dass jeder von uns einen eigenen Kniffelnamen und eine eigene Kniffelhymne, die gesungen wird wenn jemand einen Kniffel liest. Ich find das schon ziemlich witzig aber ich frag mich halt ob sich jemand wenn er das im Interview liest denkt was sind denn das für Spaten. Wir haben zum Beispiel gerade auch im Internet ein Video von nem anderen Blog bei dem Marathonmann und wir uns gegenseitig Fragen stellen. Und wir haben da eben auf eine Frage nicht geantwortet sondern nur in nem Buch gelesen und jemand hält das Buch dann irgendwann hoch und da steht dann halt „Scheiß Marathonmann“. Da haben Leute dann schon drunterkommentiert ist das jetzt ein Insider oder sind die wirklich so kindisch. Vielleicht finden wirklich nur so lustig weil wir uns halt kennen und uns gegenseitig in die Pfanne hauen.

Walter Schreifels hat euch als eine Mischung aus Title Fight und Hot Water Music auf Deutsch bezeichnet. Wie war es von einer Hardcorelegende mit so großartigen Bands verglichen zu werden?
Das ist schon Krass. Unter den ersten 10 Shows, die wir gespielt haben waren halt auch 2 mit Gorilla Biscuits, gerade für David und mich ist das halt eigentlich DIE Hardcoreband. Ich komm halt auch eher aus dem Punkrock und konnte mit dem Oldschool Hardcore wenig Anfangen aber Gorilla Biscuits waren eben für mich so die Band weil sie dieses positive hatten und die Songs waren eigentlich immer mehr Punkrock als Hardcore. Es war halt schon richtig krass erst mit Walter Schreifels ne Show zu spielen und dann noch sowas zu hören.

Wo seht ihr euere musikalischen und textlichen Einflüsse?
Das musikalische hab ich ja eigentlich schon behandelt, Marathonmann ist natürlich auch ein großer Einfluss. Was textliche Einflüsse angeht kann ich jetzt nur für mich sprechen, David und ich schreiben die zusammen. Als wir angefangen haben hab ich mich eben nach Musikern umgesehen, die gut mit der deutschen Sprache umgehen und bin dann gerade bei 90er HipHop hängengeblieben, besonders Eins Zwo und Dendemann, wie der mit Sprache umgeht ist großartig. Mir war eben auch wichtig über den Tellerrand hinauszuschauen, würden wir uns nur an Deutschpunk orientieren wären wir vielleicht die nächsten ZSK oder so und davon braucht die Welt keine zwei.

Musikdienstverweigerer verstehe ich als klaren Mittelfinger gegenüber Grauzonefans. Wie geht ihr mit solchen Leuten auf eueren Konzerten um?
Das ist so noch nicht passiert aber ich glaube da wären wir schon ziemlich offen und direkt. Uns hat aber auf Facebook zum Beispiel mal jemand geschrieben ich höre eben Frei.Wild aber ich höre auch euch, ZSK und Slime und da haben wir auch gemeint wir können es dir zwar nicht verbieten aber wir haben da eigentlich keinen Bock drauf. Vielleicht sind wir da zu offensiv aber ich finde es verdammt wichtig gerade in Sachen Grauzone offen Flagge zu zeigen. Musikdienstverweigerer war eben auch als eindeutiges Zeichen gedacht, auch wenn es offenbar viele Leute nicht verstehen, obwohl wir eigentlich dachten das wäre schon sehr klar.

Welche 5 Platten dürfen in keinem Plattenschrank fehlen?
KMPFSPRT – Jugend Mutiert, KMPFSPRT – „Das ist doch kein Name für ne Band“, ein Livebootleg von dem Konzert von KMPFSPRT in Nürnberg. Ne, mal im Ernst, eigentlich zählt da schon das LineUp heute dazu, ich würde mir die neue FJORT reinstellen, ich würde mir die neue Marathonmann reinstellen.. Vielleicht NoFX – Punk in Drublic, Grave – Under the Radar, Get Up Kids – Four Minute Mile, Jimmy Eat World – Therapy und vielleicht das erste KVELERTAK Album.

Bier und Zigaretten…
Ich bin Straight Edge seit ich 17 bin, von daher ist beides nichts für mich.

„Dies ist auch kein Zeige- sondern ein Mittelfinger“
Das geht ganz klar gegen Frei.Wild. CDU-Punk geh sterben, das ist immer noch einer meiner Favoriten von …But Alive.

Deutschland ist Weltmeister…
Ach es gibt nichts was mir egaler ist… Da gibt’s auch in der Band unterschiedliche Meinungen, ich bin der einzige nicht Fußballfan. Die anderen haben das schon mitverfolgt aber eher als Fußballfan, vielleicht noch als Deutschland – Das Team – Fan aber auf keinen Fall als Deutschland-Das-Land-Fan.



Dieser Beitrag wurde am von Lukas veröffentlicht • Kategorie: Interviews • Tags:






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