Hier nun endlich die Übersetzung des Interviews mit Jessi, dem Sänger der UK Punkband “Eastfield”.
Die englischen Fragen findet ihr hier.
TrueTrash: Könnt Ihr eine kurze Beschreibung für all unsere Leser über Eastfield geben, die euch noch nicht kennen.
Jessi: Eastfield sind eine “do it yourself” Band aus Birmingham, UK. Der industrielle Wachstum der Gegend ist ein passender Hintergrund um hervorzubringen, was manche als “Rail Punk” bezeichnen – eine Mischung aus melodischen Liedern und Liedern zum Mitsingen, die von Geschichten von Bahnhöfen oder Shoppingmeilen aus aller Welt beeinflusst wurden.
Wie Fabian und auch andere Kritiker oft hervorheben, hat Eastfield zwei Vorzüge: Zum einen den cleveren Umgang mit zwei Stimmen und zum anderen die Qualität der Texte. Die Lieder sind alle mit einer Prise eigenständiger Mischung aus Humor und Politik, die wiederum mit obskuren, aber höchst bedeutenden Verweisen auf die Welt der populären Unterhaltung sowie selbst Erlebtem, durchsetzt ist. Dies wird ohne das gleichsam bedeutende Ziel, die Lieder direkt und zugänglich zu machen.
TrueTrash: Ihr habt eine weibliche Background Sängerin, deren Gesang Eurer Musik im Gegensatz zu anderen Bands das gewisse Extra verleiht. Geplant oder eher Zufall?
Jessi: Frauen waren schon von den ersten Tagen an in die Band eingebunden. Ich selbst mag das Zusammenspiel von männlichem und weiblichem Gesang in Songs, solange diese gut umgesetzt sind. Von einigen Leuten wurden wir mit den Rezillos verglichen. Wir haben das als Kompliment aufgefasst, aber ich sehe diesen Vergleich nicht. Es war definitiv nicht geplant, aber wie einige Dinge bei Eastfield ist es einfach geschehen. Wir waren ursprünglich zu dritt, Elaine war eine alte Freundin, die mit uns zusammenlebte. Sie unterstützte die Band sehr, bis sie endlich den Mut fand uns zu fragen, ob sie bei uns singen könne. Da wir offen für vieles sind, dachten wir uns nur “klar, wieso nicht”. Um ehrlich zu sein, waren wir zu Beginn nicht sonderlich zufrieden mit ihr, aber zu dem Zeitpunkt, als wir unser erstes Album ‘Keep it Spikey’ aufnahmen, wurde die zusätzliche Stimme wesentlicher Bestandteil des Eastfield Sounds. Nach Elaine schloss sich Kerry für kurze Zeit der Band an und nun ist Trina seit knapp acht Jahren in der Band. Die Stimme puscht unseren Sound auf jeden Fall. Die Leute sagen, dass die drei Stimmen der Band sehr gut zusammenpassen. Außerdem muss ich weniger tun, umso mehr Leute singen!
TrueTrash: Die letzte Veröffentlichung von Eastfield stammt aus dem Jahr 2009. Gibt es mittlerweile neue Pläne bei euch?
Jessi: Wir haben erst unseren neues Album ‘Detonation Junction’ veröffentlicht, mit dem wir sehr zufrieden waren. Erste Berichte sagen, dass das Albums das Beste sein, das Eastfield jemals gemacht hat. Dem stimme ich zu. Unser letztes Album ‘Express Train to Doomsville’ erschienen 2005 liegt schon lange zurück. Eine Band, die ständig Konzerte gibt ist es schwer, Zeit zum Schreiben und Proben zu finden. Ich als Songwriter, mit einem stressigen Leben auch außerhalb der Band, habe ich kaum die Möglichkeit meine Gitarre abseits der Bühne in die Hand zu nehmen. Ich kann nicht auf Abruf schreiben. Umso mehr ich mir Sorgen mache, dass ich schreiben sollte, umso weniger bin ich dazu in der Lage! Außerdem hatten wir eine Weile einen ernsthaft erkrankten Schlagzeuger, so dass wir zwei Jahre lang nicht aufnehmen konnten. Aber das ist uns das Ergebnis von ‘Detonation Junction’ wert.
TrueTrash: Viele Bands veröffentlichen ihre Songs nur auf CD. Ihr habt über die Jahre immer wieder Vinyls herausgegeben. Zeigt das Eure persönliche Neigung, oder wolltet Ihr den Fans ein Geschenk machen?
Jessi: Eastfield gründete sich in einer Zeit, in der CD’s noch nicht weit verbreitet waren. Wie auch bei vielen anderen Bands, war unsere erste Veröffentlichung eine Kassette. Und dann haben wir eine 7″ herausgebracht. Das war etwas, was wir immer machen wollten und für uns war das ein persönlicher Erfolg. Spätere 7″ kamen von und mit kleinen Labels, sowie Freunden, die sie haben wollten, heraus.
CD’s sind billig in der Veröffentlichung und viele Leute hatten nie einen Plattenspieler oder haben mittlerweile keinen mehr. Trotzdem gibt es die Nachfrage, sowie diejenigen, die das Format begeistert. Es gibt vor allem in der Punk Szene viele Sammler. Es ist auch interessant, dass der Vinyl Markt in UK durch die Popularität von Dancemusik und DJ’s weiterlief.
Unser neuestes Album haben wir auf einer 12″ veröffentlicht. Wir wussten nicht, ob das, zumindest finanziell, eine gute Entscheidung war. Aber es hat sich gut verkauft und sieht gut aus!
TrueTrash: Seit 1996 stehen Eastfield auf der Bühne. Spielt ihr immer noch mit genauso viel Spaß? Ist es nicht langweilig, die selben Lieder über 15 Jahre zu spielen?
Jessi: Vermutlich spielen wir mit mehr Spaß, da wir als Band in den letzten Jahren gewachsen sind. Viele Leute haben sich über den ‘Eastfield feelgood factor’ geäußert, als die Band an einem Veranstaltungsort für gute Stimmung sorgte. Wenn man uns anmerkt, dass wir unseren Auftritt selbst genießen, dann hat auch die Menge Spaß. Und wenn das Publikum genießt, dann überträgt sich das schnell wieder auf uns. Das ist sehr ansteckend. Ich vermute, so soll eine Fete funktionieren.. ein Raum voll mit glücklichen und lächelnden Menschen, die sich auf dem Heimweg über die großartige Zeit erfreuen.
Ich stimme zu, dass sich bestimmte Songs über einen gewissen Zeitraum festsetzen. Unser aktuelles Set dreht sich hauptsächlich um das neue Album, gemischt mit weniger Neuen und ein paar Alten. Es gibt viele Stücke die wir mögen, aber schon seit Jahren nicht mehr gespielt haben. Vielleicht werden wir die eines Tages ins Leben zurückerwecken. Es wäre schön, sie mit einem frischen Sound zu spielen.
TrueTrash: Ist es nicht manchmal frustrierend, auf der Bühne das Beste zu geben, wenn nur ein paar Fans im Publikum stehen? Zumindest in Deutschland…
Jessi: Zu dem, was ich oben schon erwähnte, eine Band sollte meiner Meinung nach immer 100% geben, wenn sie spielen. Dann bekommt die Band, als auch das Publikum das Beste des Abends zurück. Manchmal sind unsere Konzerte belebt, manchmal, vor allem, wenn wir an anderen Orten spielen wo uns die Leute noch nicht so oft gehört haben, sind vielleicht nur 30 vor Ort. Trotzdem musst du deine Lieder so spielen, als würdest du den 30 großartigen Menschen dein Herz geben, die extra aufgetaucht sind, sich eine gute Zeit erhoffen und glücklich nach Hause gehen. Das ist wichtig. Nächstes mal kommen diese 30 Leute gemeinsam mit ihren Freunden zurück.
TrueTrash: Für mich ist “Another Boring Eastfield Song” eines Eurer besten Lieder. Hast du ein Lieblingslied, das dir Live am meisten Spaß bringt? Oder muss euer bester Song erst noch geschrieben werden?
Jessi: Natürlich klingen alle Songs genau gleich und sind somit alle unsere besten (Ironie). Wir haben unser Set über viele Jahre mit ‘Another Boring Eastfield Song’ beendet und das war immer ein Vergnügen. Darüber hinaus spiele ich den Song gerne, da er ironisch ist und unsere Art des Songschreibens widerspiegelt. . Ein Set ohne den Song wäre nicht das selbe. Momentan mag ich die Lieder vom neuen Album spielen, vor allem, wenn die Band in ihrem “Groove” ist. ‘Train to the Top of the World’ ist ein weiterer Song den ich gerne spiele… er ist ein wenig langsamer, aber immer noch gut dabei.
TrueTrash: Kannst du dich erinnern, wie viele Songs ihr veröffentlicht habt? Oder wie viele Konzerte ihr gegeben habt?
Jessi: Meine Güte. Ich könnte auf die CD’s oder die Webseite schauen und sie zählen. Ich würde sagen 80 oder 90 Songs und 900 Konzerte. Aber ich könnte damit weit daneben liegen. Alle sind aufgelistet auf www.eastfieldrailpunk.co.uk . Sollte jemand sie zählen, lasst es mich wissen!
TrueTrash: Danke fürs Beantworten unserer Fragen!
Jessi: Danke für das Interview Fabian. Viel Glück mit TrueTrash.
Hier gehts zu den original Fragen in Englisch.