Bereits 2006 machten die Liedermacher Konstantin Wecker und Heinz Ratz in einer gemeinsamen Tour auf die fast unmerklich wachsende Neonazi-Szene aufmerksam. Schon damals schlug ihnen heftiger Widerstand entgegen. So sagte z.B. der Landrat in Halberstadt auf Druck der NPD das Konzert der beiden Künstler ab. In Hoyerswerda erklärte man, keine Neonazis mehr in der Stadt zu haben.
Heute gehören brennende Flüchtlingsheime, rechte Drohungen und öffentliche faschistische Äußerungen fast schon zum Alltag.
An Unmenschlichkeit aber darf man sich niemals gewöhnen. Deshalb wollen Wecker und Ratz nun erneut ein Zeichen setzen. 10 Jahre nach ihrer Antifa-Tour gründen sie das BOK (Büro für Offensivkultur), das als eine Art schnelle musikalische Eingreiftruppe agieren soll. Angestrebt wird ein pazifistisches, antifaschistisches Netzwerk aus Künstlern, Veranstaltern und lokalen Vereinen, das ein sofortiges Reagieren auf Menschenrechtsverletzungen, rechte Bedrohung oder Umweltdelikte möglich machen soll.
Sie ist überall spürbar: die zunehmende Verhärtung und Unmenschlichkeit in der Gesellschaft – und daraus resultierend eine wachsende Verunsicherung in der Bevölkerung. Wo Menschen in Not sind, wird inzwischen mehr über „Ausschaffung“ und neue Grenzzäune gesprochen als über Hilfe. Rassistische, fremdenfeindliche und vulgärdarwinistische Weltanschauungen, die bisher relativ machtlos am rechten Rand schwelten, machen sich jetzt breit. Sie erobern und durchdringen die Mitte der Gesellschaft, und es ist so weit gekommen, dass die Menschlichkeit gegenüber der Unmenschlichkeit in die Defensive geraten ist. Die Geschichte zeigt auf schmerzliche Weise: Selbst das Unfassbare und scheinbar völlig Abseitige wird „normal“, wenn es arrogant auftritt und unwidersprochen bleibt.
Gegen das Starre – Sprungbereit
Es gibt viel guten Willen in der Kulturszene, sich gegen diesen Trend zu stellen. Zahlreiche Künstler wären sicher bereit, sich zu engagieren, aber „es gibt nichts Gutes, außer man organisiert es“. Oft fühlen sich Menschen, die die Humanität nicht preisgeben wollen, isoliert und wissen nicht genau, wie sie ihre politischen Einsichten kanalisieren sollen. Wir haben in den letzten Jahren oft erleben müssen, dass sozial engagierte lokale Gruppen nicht schnell und öffentlichkeitswirksam genug auf Angriffe von rechts reagieren konnten. So kam uns der Gedanke, zur Unterstützung humaner Initiativen und friedlicher Proteste eine kulturelle „schnelle Einsatztruppe“ zu schaffen, das „Büro für Offensivkultur“.
Ein flächendeckendes, bundesweites Netzwerk aus Künstlern, Vereinen, Kulturzentren und Bühnentechnikern bzw. Technik-Verleihen soll entstehen, die bereit sind, auch spontane Aktionen zu unterstützen. Eine Vollzeit-Arbeitskraft, ganztags erreichbar für Notfälle, würde die vernetzten Partner koordinieren. So wäre ein Einsatz im günstigsten Fall innerhalb von 24, zumindest aber innerhalb von 48 Stunden realisierbar. Auch der Kontakt zu engagierten Journalisten, Rechtsanwälten, Politikern, politischen Vereinen usw. würde intensiv gepflegt, um vor Ort weitere organisatorische Unterstützer zu haben.
Alles Infos entstammen der Homepage der Initiative. Weiterführend hier zu finden: offensivbuero.de