TV Smith, in den 1970er Jahren Frontmann der Punkband The Adverts („Gary Gilmore’s Eyes“), ist seit Jahren unermüdlich mit seiner Akustik-Gitarre im Gepäck unterwegs. Seine Solo-Shows sind überaus energiegeladen und ein absolutes Musik-Kleinod. Mit “Land Of The Overdose” ist seit kurzem sein neuestes Album zu hören. Erstmals verzichtete Tim dabei auf großes Studio und alteingesessene Produzenten – die komplette Scheibe wurde in Eigenregie aufgenommen und eingespielt. Allerdings kommt es auch zu einem Wiedersehen mit alten Bekannten: Das Album erscheint bei JKP – dem Haus- und Hoflabel der Toten Hosen. Die Düsseldorfer und den Singer/Songwriter verbindet seit Jahren eine innige Freundschaft, die im Jahr 2001 in der Zusammenarbeit auf der Useless-Platte gipfelte. Darauf finden sich die größten Hits aus der Karriere von TV Smith – eingespielt von den Toten Hosen als Backing Band.
Inhaltlich aktueller und wichtiger denn je geht es auf “Land Of The Overdose” gegen das Establishment und kritisch gegen gesellschaftliche Fehlentwicklungen. In den heutigen Zeiten eines Rechtsrucks und salonfähigen Populismus-Strömungen ein unerlässliches Ausrufezeichen. TV Smith lässt sich – vollkommen zu Recht – auch nach Jahrzehnten im Musikgeschäft keinen Daumenbreit von seinem Weg und seiner Einstellung abbringen.
Für meinen Geschmack ist das aktuelle Album stellenweise ein wenig zu verspielt und verkünstelt – dank dem inflationären Einsatz diverser Sound-Effekte. So finde ich es zwar noch amüsant, den Song „Sunny Side Up“ mit den Geräuschen im Fett brutzelnder Eier zu untermalen. An anderer Stelle wäre ein reduzierter Einsatz von Spezial-Sounds allerdings durchaus angezeigt gewesen.
Musikalisch ist das neue Album, wie auch schon die Vorgänger-Scheiben “I Delete” und “Coming Into Land” mehr poppig denn punkig. Das mag zwar erstaunlich sein, wenn man die schweißtreibenden und eindeutig punkig geprägten Akustik-Shows vor Augen hat. Gleichwohl gehen Reibeisenstimme und Punk-Attitüde mit den Pop-Sounds gut zusammen. Super Songs! Super Scheibe!