Auch dieses Jahr fand das legendäre Taubertal Festival auf dem wunderschönen Talgelände in der Nähe von Rothenburg ob der Tauber statt. Dieses mal waren wir jedoch nur am Sonntag vertreten, was aber in keinster Weise das großartige Line-Up schmälern kann!
Langsam hab ich mich an den Ablauf am Taubertal gewöhnt, seit Jahren bin ich nun für TrueTrash.com auf dem Festival, aber jedes Jahr merke ich wieder, wie sehr ich in dieses Festival verliebt bin. Allein das wunderschöne Gelände, der kleine kühle Fluss , der Hang an dem man gemütlich sitzen und die Musik genießen kann. Das Taubertal bietet wirklich für jeden genau das, was man auf einem Festival sucht. Das macht es einfach einzigartig! Dieses Jahr war ich nur am Sonntag auf dem Festival, da ich terminlich gebunden war, durfte dafür aber noch großartige Bands erleben!
Gestartet sind wir am Sonntag mit den Monsters of Liedermaching, die wir jedoch nur sehr kurz gesehen haben. Mittlerweile ist diese Band sowieso jedem ein Begriff, die Leistung wie gewohnt gut.
Danach sahen wir uns Beach Slang an, eine echt abgefahrene Band aus Philadelphia, von der ich zugegebenermaßen vorher noch nie etwas gehört hab. Das Outfit des Sängers stach sofort ins Auge und die dazugehörige Stimme überzeugte dann umso mehr. East-Coast-Punkrock mit einem ordentlichen Schuss Emo. Gefiel auf Anhieb!
Auf der Hauptbühne spielte direkt danach die Emergenza-Erstplatzierten auf: Gain Eleven aus Schweden! Für mich eine Mischung aus Nickelback und einem billigen Abklatsch von Rise Against. I am sorry, aber alle Songs klangen für mich irgendwie nach 0815 Mainstream-Gedudel, der Versuch verschiedene funktionierende Konzepte von großen Bands (wobei ich ja bei Nickelback nicht ganz nachvollziehen kann, warum die bekannt geworden sind) zu kombinieren. Die Jungs beherrschten ihr Handwerk, versteht mich da nicht falsch, aber ich fands leider langweilig.
Der Lichtblick danach war jedoch umso großartiger als erwartet: Boysetsfire! Diese Jungs haben unfassbar Feuer im Arsch, auch mit zunehmendem Alter! Charmant wie eh und jeh, dynamisch, musikalisch großartig – einfach von vorne bis hinten eine unglaublich gute Band! Und Gänsehaut pur, als der ganze Platz gemeinsam “Empire” sang! Eine Band zum verlieben und sich hoffnungslos in dieser Liebe verlieren…
Das Pure Kontrastprogramm dann anschließend: Wanda. Ich muss zugeben, dass ich mich eigentlich auf die Band gefreut hatte, da sie ja lustig, tanzbar und unterhaltsam sind, ABER ich wurde maßlos enttäuscht. Die Musik war gut, der Sänger, Schlagzeuger und Bassist haben sich bemüht eine Show auf die Beine zu stellen, jedoch einen derartig gelangweilten Gitarristen hab ich in meinem Leben noch nicht gesehen! Das hat für mich leider einiges zerstört. Jemand hat mal zu mir gesagt “wenn du vor einem Auftritt nicht mehr nervös bist, wird es Zeit aufzuhören”. Dem würde ich das gerne etwas abgewandelt weitergeben: “wenn du bei deinem Auftritt kein einziges Mal lächeln kannst, wird es Zeit aufzuhören”.
Nach Wanda wurde es jedoch unglaublich: mit WIZO haben sich die Veranstalter einen der größten Lichtblicke auf die Bühne geholt! Mit Witz, Charme, schwarzem Humor und einer tiefgreifenden politischen Message, haben sich WIZO schon vor vielen Jahren in mein Herz gespielt. Auf dem Taubertal haben die drei bewiesen, dass sie alles andere als alt und abgeschrieben sind, sondern dass in ihnen mehr Energie steckt, als in jedem 13-jährigen Steine-schmeißendem-System-Hasser! WIZO zeigen, dass man Steine schmeißen kann ohne Steine zu schmeißen (wie tiefsinnig oder?)!
Bevor wir zum krönenden Abschluss des Abends kommen, kam noch eine Band dazwischen, bei welcher ich den Hype noch nie verstanden habe und es auch nie werde: Feine Sahne Fischfilet. Diese spielten zwischen WIZO und den Fantastischen Vier auf der Sounds-for-a-Nature Bühne auf. Ich weiß einfach nicht, warum diese Band so supportet wird, wenn ich mir die Show von ihnen anschaue. Jedes Mal, wenn ich sie sehe, kommen sie mir vor wie die letzten Prolls, zelebrieren Werte, die sie selbst schon längst auf der Strecke gelassen haben und zeigen für mich auch streckenweise nicht die notwendige Leidenschaft für die eigene Musik. Eine Band die gegen Mainstream Stellung bezieht, sollte definitiv kein Becks Bier von der Bühne aus verteilen, eine Band die gegen Sexismus und Homophobie agiert, sollte sich nicht Bier über den nackten Oberkörper kippen, eine Band die… ach was solls, da könnte ich jetzt unendlich weiter schreiben, jedoch lohnt es sich nicht. Vielleicht hilft es aber dem ein oder anderen, sich mal genauer damit auseinander zu setzen. Für mich haben Feine Sahne Fischfilet schon lange ihre Punk-Credibility verloren.
Achja der krönende Abschluss: die Fantastischen Vier! Bombige Bühnen-Aufmachung, fantastische Show, großartige Lyrics, einfach eine Glanzleistung auf ganzer Linie! Diese Band macht seit 27 Jahren zusammen Musik und hat dabei nichts auf der Strecke gelassen. Genauso wie damals, als ich zum ersten Mal “Lauschgift” durchhörte, überzeugten mich die Jungs einfach auf ganzer Linie. Eigentlich muss man über diese Band nicht viel sagen, schaut sie euch live ein. Für mich haben sie das Taubertal Festival perfekt abgerundet und mich mit einem Lächeln nach Hause fahren lassen.
Ein großes Lob an dieser Stelle auch nochmal an die Organisation dieses Festivals! Sowohl das Bändchen System funktioniert einwandfrei, als auch die Einlasskontrollen, die Arbeit vor und hinter den Bühnen… wirklich ganz große Leistung, die man auch mal anerkennen muss! Dankeschön für dieses schöne Festival, ich freue mich auf nächstes Jahr!