Leslie Feist ist nicht Punk.
Nicht im wortwörtlichen Sinne.
Da stand sie nun also, mit ihrer Gitarre und ihrer Loopmaschine. Und ihrer Stimme. Diese Stimme, zart und roh, sie setzte sie auch als Instrument ein. Und was sie damit hinzauberte, war einfach nur magisch! Stille Momente zum Dahinschmelzen und ohrenbetäubender Krach. Hardcore und Softcore. Das war mehr als die Summe der einzelnen Teile. Mit ihren Songs schaffte sie es, eine Sehnsucht in mir zu wecken. Und das ist es, was für mich große Songs ausmacht.
Das war zu der Zeit als „Let It Die“ (2004) erschien. Die Indie-Gazetten konnten sich gar nicht mehr einkriegen vor Begeisterung. Doch für mich war das Album lediglich nur eine Andeutung, eine Skizze, ein Tease, was möglich ist, ein Versprechen, das Feist erst live einlöste. Und wie! Innerhalb eines halben Jahres besuchte sie Wien ganze drei Mal. Seitdem nie wieder. Bis jetzt eben.
Die Loopmaschine ist mittlerweile weg. Leider. Dafür hat sie jetzt eine ganze Band auf ihre Metals Tour mitgenommen. Sie kann es sich leisten, spätestens seitdem ihr Song „1234“ ein iPod-Commercial schmückte. Das dazugehörige Album „The Reminder“ (2007) – großartig! großartig! großartig! – brachte ihr auch ein bisschen Kleingeld ein. Und nun eben „Metals“ (2011).
Innovativ ist das alles nicht. Die Musik könnte auch aus den 70ern entsprungen sein. Die riesige Leinwand auf der Bühne, die Live-Detail-Aufnahmen der Band und halluzinogene Spielereien zeigt, hat (wohl absichtlich) eine solche Qualität. Der 3-Frauen-Chor namens Mountain Man wirkt wie eine Mini-Hare-Krishna-Flowerpower-Hippie-Kommune auf Magic Mushrooms. Dazu noch passend die Schenkelbürste im Gesicht von Charles „ich kann alle Instrumente spielen und tue das auch“ Spearin. Im Kontrast zu diesem ausgelassenen Bild wirken einige, fast nicht wiederzuerkennende Neuinterpretationen alter Songs sehr verkrampft und gezwungen (Mushaboom, I Feel It All, Sealion).
Ach, mir gefällt nicht, worauf das alles hier hinausläuft. Also drauf geschissen. Denn es war ein tolles Konzert. Feist ist eine charmante Entertainerin. Das Publikum dankte es ihr. Und die Musik? Die Intimität fehlte, diesmal waren eben 4000 statt nur 400 Besucher gekommen. Aber sonst wie damals: Ein bisschen Softcore, ein bisschen Hardcore. Und ganz viel Sehnsucht.
“The saddest part of a broken heart isn’t the ending so much as the start. Let. It. Die.”
Das liest hier wahrscheinlich eh kein Schwein, trotzdem gibt’s wieder die Setlist: setlist.fm/setlist/feist/2012/gasometer-vienna-austria-53ded7b1.html