The Sounds @ Fritzclub im Postbahnhof, Berlin
21. Februar 2012
Was macht ein gutes Konzert aus? Ist es wenn die eigenen Gedärme durch den Druck des moshenden Publikums durch die Absperrung gepresst zu werden drohen? Wenn man plötzlich von etwas Hartem am Kopf getroffen wird und man merkt, dass es sich dabei um einen halbvollen Bierbecher oder die Sneakers eines Crowdsurfers handelt, der gerade über einem niederkommt? Wenn das T-Shirt klatschnass, die Ohren pfeifen, die Stimme heiser oder ganz weg ist und der Schweiß die Arschritze runterrinnt? Wenn man jeden stillen Augenblick nutzt, um nach Luft zu schnappen?
Manche sagen ja, dass wenn man ohne blaue Flecken und Abschürfungen von einem Konzert käme, dann wäre man eigentlich gar nicht auf einem Konzert gewesen. Aber natürlich braucht es vor allem gute Musik und eine Band, die das alles ermöglicht. The Sounds sind so eine Band, pure Energie! Die intime Atmosphäre des Fritzclubs im Postbahnhof tat ihr Übriges. Und das Berliner Publikum? Das musste dann nur noch durchdrehen. Kein Problem. Ein Zustand zwischen Ekstase und Delirium.
Das ist es, was The Sounds jeden Abend hinrotzen. Dreckiger Rock’n’Roll, Pathos, Kitsch, Ehrlichkeit und ein kleines Stückchen Wahnsinn. Tanzen, hüpfen, singen. Und mittendrin Sängerin Maja mit ihren halbnackten Posen zwischen Pornographie und sexueller Belästigung. Diese Band macht süchtig, diese Musik macht süchtig. Man muss sich dem Rausch dann nur noch hingeben, in die Manie eintauchen, in der Euphorie versinken.
Sich im Moment zu verlieren – das macht für mich ein gutes Konzert aus. Blaue Flecken vergehen, aber das Gefühl bleibt für immer, auch wenn nur in der Erinnerung.
Wie immer gibt es für die Statistik-Fetischisten hier die Setlist: setlist.fm/setlist/the-sounds/2012/fritzclub-im-postbahnhof-berlin-germany-43dedf5b.html