Aus Stuttgart erreicht mich hier das zweite Album der Streetpunks von Artificial Eyes, die nach ihrem Debutalbum (2011 bei Knock Out) einige Umbesetzungen hinter sich gebracht haben. Die derzeitigen Bandmitglieder sind keine Neulinge im Musikzirkus, sondern können auf Erfahrungen mit Bands wie „Oi! Genz“, „Wärters Schlechte“, „Produzenten der Froide“ und „Freiboiter“ zurückblicken. Dem aufmerksamen Leser dürfte nun die Marschrichtung in etwa klar sein: an der dezidiert linken Haltung lässt man textlich keine Zweifel aufkommen und musikalisch gibt es ein ordentliches Streetpunk-Brett, das in einigen Songs mehr in Richtung Oi! und in anderen wiederum mehr in Richtung lupenreinen Punkrock schielt.
Begonnen wird mit dem quasi Titelsong „Revolution“, der einige Zitate und Anspielungen aus/auf „Aufstand im Ghetto“ der großartigen Vorkriegsjugend enthält, womit bei mir schonmal Bonuspunkte gesammelt werden. Im folgenden „Hey Demon“ geht es etwas entspannter und rock’n’rolliger zur Sache und ich fühle mich an ähnliche Stücke der Hamburger „Eight Balls“ erinnert, ich denke die Einflüsse waren hier ähnlich gelagert.
Das dritte Stück (und der zweite Hit) der Scheibe ist dann ein Stück zum Thema Gentrifizierung mit dem Titel „Meine Stadt mein Kiez“. Gegen Kommerz in der Szene (oder am Rande selbiger) wird in „Fuck your Attitude“ gewettert und danach gibt es dann einen sehr speziellen Coversong. Was diesen so speziell macht, ist die Tatsache, dass er zwar mit „Little rich boy“ von Sham 69 beginnt und endet (einem Stück, das mich persönlich eher nicht hinter dem Ofen hervorlocken würde) aber im Kern aus „Der Kampf geht weiter“ von Ton Steine Scherben besteht und das ist einfach nur ein Überhit. Somit gibt es hier eine Art Mini-Medley, das vor allem im TSS-Teil zu begeistern weiß.
Damit ich nicht jeden Song der Platte einzeln bespreche, kürze ich jetzt mal ein wenig ab: es folgen noch 5 weitere gute bis sehr gute Lieder und einen Ausfall sucht man auf dem Album vergeblich.
Bei einigen Titeln wird dabei munter zwischen deutschem und englischen Gesang gewechselt, der immer sehr rau, aber nie stumpf-gröhlig daherkommt.
Die CD-Fassung erschien bereits 2014 als Eigenproduktion der Band, das Vinyl (weiß im Klappcover und inklusive Downloadcode) legte Riot Bike Records dann im Januar 2015 nach. Wer auch nur entfernt etwas mit Streetpunk aus deutschen Landen anfangen kann, macht hier ganz sicher nichts verkehrt!
Anspieltips
- Revolution
- Meine Stadt mein Kiez
- Little rich boy
- Glaub’ ihnen nicht
Details
- Band: Artificial Eyes
- Titel: I Just Want A Brand New Revolution
- Label: Artificial Eyes Records / Riot Bike Records
- Erscheinungsdatum: 23.01.2015