“Es geht uns gar nicht um Religion, sondern um Politik und die soziale Wirtschaft eines Landes. Ich liebe Amerika, aber glaubt mir: Nur weil jemand Amerikaner ist, bin ich nicht automatisch einer Meinung mit dieser Person.”
Im Interview anlässlich ihres 20jährigen Bestehens sowie der Veröffentlichung Ihres aktuellen Albums “Plans Withing Plans” zeigt sich Mike von MxPx nachdenklich, kritisch und weltoffen. Dabei widerlegt er das immer noch vorherrschende Bild von MxPx als christlicher Punkband.
TrueTrash: Euer neues Album „Plans Within Plans“ wird von dem kleinen Deutschen Label “Flix Records” veröffentlicht. Wieso hat ihr ein kleines Label gewählt und nicht mehr mit einem größeren Label wie „A&M“ oder „SideOneDummy“ zusammengearbeitet?
MxPx: Gute Frage! MxPx ist in den letzten Jahren immer mehr „do it yourself“ geworden, da die Plattenindustrie sich verändert hat. Es gab keinen wirklichen Grund, wieso wir nicht mehr mit „A&M“ oder „SideOneDummy“ zusammenarbeiten. Wir bekamen einfach Angebote von anderen Labels und es ging weiter bei uns. A&M gibt es ja nicht mal mehr. Die großen Labels sind einfach auf Popacts aus. Wir sind einfach keine dieser Bands, sondern eine Punkband. Also müssen wir uns entweder mit den Indie-Labels zusammenschließen oder unser eigenes Ding machen. So kam es also zu einer Mischung aus beidem. Ich manage selbst und habe ein gutes Management-Team. Aber sobald es zu Entscheidungen kommt, läuft das immer über mich. Es kommt, wie es kommt. Man trifft neue Leute auf Tour, die für ein Label arbeiten oder ein eigenes Label betreiben. Ich wollte einfach mit Leuten zusammenarbeiten, denen das liegt und mit denen es Sinn macht zusammenzuarbeiten.
TrueTrash: Geht es in „Plans Within Plans“ um bestimmte Themengebiete?
MxPx: Wir haben uns mehr oder weniger mit den selben Themen wie immer befasst, nur ein wenig „kantiger“ und erwachsener. Seit unserem letzten Album bin ich herangewachsen und auch davor. Mir geht es gar nicht so sehr ums Schreiben der Lieder, also der Musik. Die ist, wie sie ist und ich versuche Dinge, die zusammenpassen. Bei den Texten versuche ich mich mit den Hörern auszutauschen. Mein Hauptziel ist es, Dinge, über die sie nicht nachgedacht hätten, zu schreiben. Nicht so, dass sie es nicht verstehen, sondern ich halte sie simpel und male Bilder mit Hilfe von Wörtern. Das werde ich weiterhin machen.
TrueTrash: Habt ihr Idole? Haben die „Plans Within Plans“ beeinflusst?
MxPx: Das sind zu viele, um sie aufzuzählen. Das alleine würde für eine lange Unterhaltung sorgen. Musikalisch nehme ich meine Inspiration aus Bands, die ich selbst seit Jahren höre. Das ist natürlich Joe Strummer, aber auch The Clash und Black Flag. Genauso beeinflussen mich Romane, Literatur, Filme, das Fernsehen… alle möglichen Medien… das Internet, Kunst, die mich umgebende Natur. Ich schaue aus dem Fenster und versuche dabei alles in mich aufzusaugen.
TrueTrash: Wie verläuft der Prozess für ein neues MxPx Album? Arbeitet ihr zusammen an neuen Songs?
MxPx: Wir arbeiten nicht mehr so viel zusammen, wir wir das schon gemacht haben. Ich habe die Lieder immer geschrieben. Also was auch immer es ist, es ging durch meinen Kopf, was ich gesehen habe. Ich nehme den Einfluss von außerhalb und schreibe darüber.
Je nachdem, wie weit der Prozess einer Aufnahme vorangeschritten ist, schreibe ich ein Lied, mache eine Vorlage, dann kommen noch Akustik-Gitarre und Gesang dazu und manchmal ein „Quicktrack“. Dann schicke ich das zu den Jungs und die können reinhören. Anschließend treffen wir uns dann alle und nehmen auf.
Wir haben für die Aufnahmen dieser Platte etwa ein halbes Jahr gebraucht, weil wir das zwischen den Touren und den ganzen anderen Terminen gemacht haben. Die anderen kamen ein bis zweimal die Woche vorbei. Ich war für ein paar Wochen täglich dort. So machen wir unser Album. Es war eine cool Session, die ich sehr genossen habe.
TrueTrash: Ihr werdet oft als christliche Punkband bezeichnet, ein Ausdruck, den ihr nicht wirklich mögt, da ihr der Auffassung seid, Religion sei etwas privates. Wieso seid ihr als christliche Band bekannt?
MxPx: Es ist nicht so, dass ich den Begriff nicht mag, da wir ja in einer Jugendgruppe angefangen haben. Aber da sind wir herausgewachsen. Der Grund, warum wir als christliche Band gelten ist der, dass wir bei „Tooth & Nail Records“ unter Vertrag waren. Die haben uns zu Beginn unterstützt. Wenn die unser Album nicht gemacht hätten, würden wir heute nicht hier sitzen. Ich bin dankbar dafür da zu sein, wo wir jetzt sind, aber ich versuche die Frage zu ändern, denn eigentlich sollte die Konversation darüber gehen, ob wir Christen sind oder nicht. Das bedeutet etwas ganz anderes. Wenn du mich aus europäischer Sicht fragen würdest, ob ich Christ bin, dann wahrscheinlich nicht. Ich glaube an nichts von dem, an das Konservative glauben und stimme dem auch nicht zu. Nur weil ein Buch etwas sagt, muss man dem nicht blind folgen, sondern sich selbst seine Meinung bilden. Darüber könnte ich den ganzen Tag sprechen.
TrueTrash: Was würdet ihr über den Besuch einer Muslimin mit Kopftuch auf einem eurer Konzerte denken?
MxPx: Ich habe schon mit vielen Muslimen auf unseren Konzerten geredet. Das sind tolle Leute. Besonders in Indonesien, da gibt es ja viele Moslems. Es geht uns gar nicht um Religion, sondern um Politik und die soziale Wirtschaft eines Landes. Ich liebe Amerika, aber glaubt mir: Nur weil jemand Amerikaner ist, bin ich nicht automatisch einer Meinung mit dieser Person.
TrueTrash: In Deutschland werden über Rick Santorum die Köpfe geschüttelt. Seine Ansichten über Abtreibung, Homosexualität finden in Europa keine Anhänger. Wie seht ihr als Amerikaner und Christen seine Ansichten?
MxPx: Um es kurz zu fassen. Ich mag Rick Santorum nicht. In meinen Augen ist er eine Witzfigur. Er erzählt den Leuten, dass sie nicht studieren sollen. Das ist lächerlich. Diese Menschen tun und sagen alles, um gewählt zu werden. Ich bin sehr politisch mit meinen persönlichen Ideen und meinen persönlichen Rechten, aber ich erkläre den Leute nicht, was sie Wählen sollten, oder wie sie ihr Leben zu gestalten haben. Ich bin für alles, was niemandem wehtut und mir ist egal, was die Leute machen. Meiner Meinung nach sollte es keine Gesetze über Drogen, Sexualität oder Abtreibung geben. Beim Punkrock kann es auch um Bildung gehen und um das Austauschen von Ideen.
TrueTrash: Um auf die Anfänge eurer Karriere zurückzukommen: Habt ihr geplant eine Band zu gründen, erfolgreich zu werden und euer ganzes Leben Musik zu machen?
MxPx: Nein, natürlich habe ich das nicht geplant [lacht]. Es ist einfach passiert, aber 2012 war einfach großartig. MxPx hat seinen 20. Geburtstag gehabt. In den USA ist alles polarisiert was den Glauben und die Politik angeht. Aber wir haben immer versucht alle anzusprechen, egal ob man an Gott glaubt oder ihn hasst. Man kann trotzdem auf unsere Konzerte kommen und MxPx hören, da wir alle die selben Wurzeln haben. MxPx überbrückt diese Lücke zwischen Links, Rechts und der Mitte. Viele sehen uns als konservative Band, die wir aber wirklich nicht sind. Was unsere Ideen betrifft, sind wir sehr liberal, engagieren uns sozial und helfen wo wir können. Dabei sind wir durchaus lokal orientiert und wir arbeiten mit hiesigen Einrichtungen oder kümmern uns um Familien vor Ort oder spielen lokale Benefizkonzerte. Das ist etwas menschliches und hat nichts mit Politik zu tun. Das ist das Wichtige für mich. Behandle Menschen mit Respekt.
TrueTrash: 2012 hat MxPx seinen 20. Geburtstag. Habt ihr Pläne um das zu feiern?
MxPx: Das ist eine gute Frage. Wir spielen ein paar Shows um die 20 Jahre zu feiern, spielen eine Tour in Europa. Ich kann es kaum erwarten die Songs der neuen Platte „Plans Within Plans“ zu spielen. Im Sommer feiern wir die 20 Jahre als Band. Aber eigentlich ist das komplette Jahr für mich eine große Feier.
TrueTrash: 20 Jahre ist eine lange Zeit. Viele Ehen halten das nicht durch. Als Band seht ihr euch sehr oft, fast wie ein Pärchen. Wie schafft ihr das, mit den Angewohnheiten der anderen umzugehen?
MxPx: Wir sehen uns nicht mehr so oft, wie das früher der Fall war und momentan funktioniert das alles ganz gut. Die DVD „Both Ends Burning“ zeigt eigentlich ziemlich gut, wie wir miteinander umgehen. Es ist natürlich nicht immer Spaß und Perfektion. Wir kämpfen, aber wir streiten uns nicht so oft, wie das andere Bands gemacht haben, die sich aufgelöst haben. Wir haben ein gemeinsames Ziel: Die Fans und die Musik sind wichtiger, als du als Individuum. Das ist das Geheimnis, warum wir immer noch zusammen sind.
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