Hannes lässt sich einen Barhocker reichen und singt die ersten drei Lieder sitzend vor der Bühne, während er sich dabei gelegentlich zärtlich durchs Haar streicht und gestenreich persifliert. Das passt weder zu der Location, noch zum Publikum, aber das sind AFFENMESSERKAMPF, Alter! Wer jetzt denkt, es handle sich um einen französischen Chansonabend, wird spätestens ab dem ersten Gitarrenton eines Besseren belehrt. „DJ Freaky Bicycle“ ist ein dankbarer Opener und nebenbei der allererste Song, den das Kieler Quintett 2008 in Kiel eingeprobt hat. Sofort fangen freiwillige Probanden an, dem Sänger auf die Pelle zu rücken, drücken hier, schubsen da, singen und feiern mit. Kein Wunder bei den Songs! Die Hymne aller entfristeten Festangestellten „Die Laufbahn im Laufrad“ wird auch von Arbeitslosen lautstark mitgesungen und natürlich fliegt der Barhocker nach dem dritten Song schnurstracks hinter die Bühne. Gitarrist Torben hat sein Mikro und seine Pedale ebenfalls vor der Bühne platziert und prescht immer wieder ins Publikum, mitunter bekommt er einen Schubser ab und legt sich fast auf die Fresse: Berufsrisiko! Auf der Bühne im Hintergrund punkrocken derweil Mirko (Bass), Leif (Gitarre) und Hauke (Schlagzeug) was das Zeug hält und sorgen für das verlässliches Grundgerüst, ohne das die Frontschwein-Eskapaden gar nicht möglich wären. Hannes macht mal wieder brillante Ansagen, die obwohl meist zu lang, nie langweilig werden, wahrscheinlich wegen seines nonchalanten norddeutschen Redezwangs. Dabei öffnet er nicht nur dem ein oder anderen Besucher die Augen, sondern sich selbst und seinen Mitmusikern auch diverse Biere und eine Flasche Sekt, die selbstverständlich zum größten Teil ins Publikum verspritzt wird. Bei „Grün und Blau“ erzählt er z.B. die Geschichte, von dem gesichteten Tiertransporter, der auf seiner Karosserie glückliche, fussballspielende Schweine darstellt. Zwischenzeitlich ist der Mikroständer ebenfalls irgendwo hinter der Bühne gelandet, was schlecht ist, denn so hat Hannes nichts mehr zum festhalten, was sich beim krummen und schiefen Pflastersteinboden im AZ Mülheim böse rächt: denn weil dieser zwischenzeitlich durch Bier und Sekt zur glitschigen Rutschpartie geworden ist, legt der Sänger sich beim dritten Teil der „Ein deutsches Herz hat aufgehört zu schlagen“-Saga voll auf die Fresse: Berufsrisiko!
10.05.2013 – Mülheim, AZ, ca. 180 Besucher
Danke für die Konzertfotos an Timo Hüntler – garagephotographer.de